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Chronik
Chronik der Loewen-Apotheke Perleberg
Die Gründung der ersten Apotheke in Perleberg erfolgte mit der Berufung des Apothekers Justus durch den Rat der
Stadt Perleberg im Jahre 1596. Ihm wurde zur Ausübung seiner Tätigkeit ein Raum im Rathaus zur Verfügung gestellt.
Die wirtschaftlichen Voraussetzungen zur Entwicklung des Apothekenbetriebes fehlten jedoch. Aus diesem Grunde war
auch sein Nachfolger, Apotheker Grense, nur kurze Zeit in Perleberg tätig.
Erst mit der Berufung des Apothekers Andreas Vogel im Jahre 1611 entwickelte sich die Apotheke, dank der
Vergünstigungen durch den Bestallungsbrief, zu einer funktionstüchtigen Einrichtung, welche die Bevölkerung mit
einwandfreien Arzneimitteln versorgte.
1628 trat sein Sohn Johann, der als Gehilfe in anderen Apotheken seine Erfahrungen gesammelt hatte, die Nachfolge
an. Als im Dreißigjährigen Krieg die Soldaten Perleberg plünderten, wurde auch die Apotheke in Mitleidenschaft
gezogen. Die Mittel des Rates waren so erschöpft, dass Johann Vogel aus eigener Initiative eine neue Apotheke
einrichtete und zwar in dem vom Rathaus gegenüberliegenden Gebäude Nr. 29. Als Gegenleistung gewährte ihm der
Rat Zinsfreiheit und erteilte ihm am 23. Juli 1642 ein vererbliches und veräußerliches Exklusivprivileg, das 1652 vom
Grossen Kurfürsten bestätigt wurde. Damit erhielt er die Zusicherung, dass außer ihm niemand in Perleberg eine
Apotheke einrichten durfte. Ferner wurde dem Apotheker das alleinige Verkaufsrecht für Gewürze und Öle
zugestanden, wodurch sich seine Einnahmen beträchtlich steigerten.
Die guten Beziehungen des Apothekers zu den Ratsherren führten zur Gewährung des Schankrechtes. Dadurch fanden
sich in der Apotheke der Rat und die Bürgerschaft zu Gesprächen und Diskussionen zusammen. Dieses gute Verhältnis
änderte sich aber, als Apotheker Lorentz Giese die Verwaltung der Apotheke übernahm.
Zur Aufbesserung der schlechten Vermögensverhältnisse der Stadt
wurden höhere Steuern erhoben. Auch Apotheker Giese, der die
verwitwete Apothekenbesitzerin geheiratet hatte, erhielt eine
Aufforderung, 24 Taler zu zahlen. Gleichzeitig wurde ihm offenbart,
dass ein Bewerber für eine zweite Apotheke vorgesprochen habe,
um ihn dadurch zahlungswilliger zu stimmen.
In dieser Bedrängnis schrieb er am 5. Mai 1693 an seinen Landes-
herren, den Kurfürsten, und erhob Einspruch gegen die Errichtung
einer zweiten Apotheke in der Stadt, die nur 1500 Einwohner zählte.
Er verwies auf das Privileg und auf die Gefahr, dass sich mit der
Zulassung einer zweiten Apotheke der Warenabsatz verzögere und
damit keine Gewähr für frische Drogen und Tinkturen gegeben
werden könne.
Friedrich III. erließ die Weisung, es bei der bestehenden Apotheke bewenden zu lassen. Es gelang dem Rat auch nicht,
den Zins von 24 Talern auf 100 oder zumindest auf 75 Taler zu erhöhen. Apotheker Giese schrieb nochmals an den
Kurfürsten, der zu seinen Gunsten entschied.
1709 übernahm sein Sohn Adam die Apotheke. Auch er bestand darauf, für sein Eigentum keine höheren Abgaben zu
entrichten. So wurde der Streit weitergeführt, bis 1714 das königlich-preußische Kriegskommissariat entschied, dass der
Apotheker jährlich eine „Pension“ von 30 Talern an die Kämmereikasse zu zahlen habe. Bei dieser „Pension“ handelte
es sich nicht um einen Grundzins, sondern um eine Abgabe zur Verleihung des Rechts auf den Betrieb der Apotheke.
Sein Nachfolger wurde sein Schwiegersohn Gottfried
Grave und Anfang der 70er Jahre dessen
Schwiegersohn Karl Friedrich Schultze. Über vier
Generationen blieb dann die Apotheke im Besitz der
Familie Schultze.
Als am 27. Juli 1807 in Perleberg das Häusergeviert
Großer Markt/Heilige-Geist-Strasse/Kirch- und
Poststrasse abbrannte, wurde unter den zwanzig
Wohnhäusern mit Nebengebäuden auch die
Apotheke am Markt ein Raub der Flammen. Sein
Sohn Ludwig-Friedrich Schultze errichtete an der
Ecke Großer Markt/ Poststrasse eine neue Apotheke,
die, seit ihrem Bestehen im Jahre 1809, einen
Löwen als „Schild“ führte.
Seit dieser Zeit existiert der Name „Raths- und Loewen-Apotheke“, gestützt auf das Privileg durch den Rat der Stadt
Perleberg. 1845 übernahm sein Sohn Adolf Leberecht Schultze die Apotheke. Wieder stellten die Stadtverordneten
einen Antrag auf Eröffnung einer zweiten Apotheke. Nach Überprüfung wurde dieser vom Regierungspräsidenten
abgelehnt.
Der Schwiegersohn von Schultze, Ludwig Georg von Brocke, seit 1876 Besitzer der Apotheke, verkaufte sie 1888 an
Apotheker Janzen. Die aufstrebende pharmazeutische Industrie verdrängte die Apotheker aus dem Bereich der
Arzneimittelherstellung, so dass sie sich mehr und mehr auf den Arzneimittelhandel orientierten. Die folgenden Jahre
waren geprägt durch Aufblühen und Ruin des jeweils privaten Unternehmens, durch Inflation und Weltwirtschaftskrise
sowie zweier Weltkriege.
Im zurückliegenden Jahrhundert wechselte die Perleberger Loewen-Apotheke fast nach jedem Jahrzehnt in den Besitz
eines neuen Apothekers. Von der Jahrhundertwende an besaßen oder verwalteten folgende Apotheker diese Apotheke:
Schwindt, Schade, Crusius, Voigt, Brathuhn und Crusius. Der frühe Tod des Apothekers Erich Crusius mit 46 Jahren im
April 1929 erschütterte die Familie und schockierte ganz Perleberg. Hatte er doch erst 9 Jahre zuvor die Loewen-
Apotheke samt Wohnhaus übernommen. Seine Frau Charlotte verpachtete die Apotheke bis 1946, als ihr Sohn
Siegfried, der ebenfalls Pharmazie studiert hatte, aus dem Krieg heimkehrte und die väterliche Apotheke übernahm.
Auch er sollte die Apotheke nicht lange besitzen, denn die junge DDR begann eine beispiellose Verstaatlichung der
Apotheken, wie auch anderer Klein-, Mittel- und Großbetriebe. „Volkseigen“ oder „Staatlich“ waren dann doch eher
Nuancen der Enteignung. Unter dem Begriff der „Vergesellschaftung der Produktionsmittel“ wurde viel Unrecht und Leid
geschaffen.
Im Jahre 1922 wurde die „Gertrud- Apotheke“ in der Koloniestrasse 59 eröffnet, die später in die Wittenberger Strasse
81 verlegt, in „Rinck’sche Apotheke am Marienplatz“ und 1951 in „Marien-Apotheke“ umbenannt wurde. 1948 wurde in
der Poliklinik, Bäckerstrasse 1, die 3. Apotheke eröffnet.
Als der Besitzer der Loewen-Apotheke, Siegfried Crusius, im März 1953 die ehemalige DDR aus Sorge vor
Repressalien, Beraubung persönlichen Eigentums und sogar Inhaftierung verließ, wurde die Loewen-Apotheke
„verstaatlicht“. Die Leitung übernahm Apotheker Egon Richter. Er übte diese fast 30 Jahre aus. In diese Zeit fallen
umfangreiche Um- und Ausbauarbeiten am Apothekengrundstück, die Zusammenlegung der drei Perleberger Apotheken
sowie die Bildung des Pharmazeutischen Zentrums im Dezember 1970 mit Apotheker Richter als Direktor.
Da die Räume der alten Loewen-Apotheke, Großer
Markt 16, den gewachsenen Anforderungen nicht mehr
entsprachen, wurde das stark baufällige Nachbargrund-
stück, Cafe Vaterland, in den Umbau einbezogen. Es ist
ein Verdienst von Apotheker Egon Richter, unter den
recht schwierigen Bedingungen der damaligen DDR,
nicht nur Organisation betrieben, sondern auch Neues
geschaffen und Altes bewahrt zu haben. So wandte er
sich im Zuge des Neubaus entschieden gegen Pläne der
SED- Kreis- und Bezirksleitung, den Sitz der Apotheke in
das Neubaugebiet außerhalb des Stadtzentrums zu
verlagern. Da er darin von allen Apothekern der Prignitz
unterstützt wurde, blieb die Loewen-Apotheke im Stadt-
zentrum.
Als Egon Richter 1983 in den Ruhestand ging, wurde Frau Apothekerin Hiltraut Heeder Direktorin des
Pharmazeutischen Zentrums. Ihre Nachfolgerin im Direktorat war 1986 Frau Apothekerin Jutta Hennig. Nach der
Wiedervereinigung beider deutscher Staaten wurde 1990 das Pharmazeutische Zentrum aufgelöst und der Gebäudeteil
Großer Markt 16 dem ehemaligen Besitzer Siegfried Crusius rückübertragen.
Frau Apothekerin Helga Hilgenfeld, seit Januar 1971 als Stellvertreter und ab Januar 1982 als Leiter der staatlichen
Loewen-Apotheke, Großer Markt 17, tätig, kaufte diese im April 1991 von der Treuhandanstalt. Nach umfangreichen
Umbau- und Instandsetzungsarbeiten am Gebäude, sowie Modernisierung aller Räume, präsentiert sich die Loewen-
Apotheke heute mit einer modernen und zeitgemäßen Einrichtung, einem breiten Arzneimittel-Sortiment und einem
großen Leistungsangebot.
Im Mai 2003 übernahm Apotheker Jörg Fischer die Loewen-Apotheke. Ihm obliegt seitdem die Aufgabe, das
Geschaffene bestmöglich zu nutzen und zu erhalten. In einem schwieriger werdenden Umfeld von 4 weiteren Apotheken
in Perleberg, sowie des stetig wachsenden Versandhandels mit Arzneimitteln, aber auch einer Ausdünnung der Arztsitze
gilt es, mit Herz und Verstand das Vertrauen der Kunden und Patienten zu bewahren und zu gewinnen.